Arne Piepke
Wie finden Menschen zu ihrer Identität? Welchen Einfluss haben ihre Umgebung und Geschichte? Arne Pieke liefert uns eine fotografische Antwort mit einer alternativen und überraschenden Sichtweise.
Wer ist die Person hinter der Kamera? Erzähl uns kurz von dir.
Ich bin ein Dokumentarfotograf aus Dortmund. Mit meinen Foto-Essays möchte ich hinterfragen, wie Menschen ihre Identität finden und wie sie von ihrer Umgebung und Geschichte beeinflusst werden. Ich möchte einen alternativen und überraschenden Blick ermöglichen, zu einer tieferen Auseinandersetzung und damit zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen. Ich bin Gründungsmitglied von DOCKS, einem Kollektiv aus fünf Dokumentarfotograf*innen.
Wo findest du Inspiration?
Was mich zu meinen freien Themen bringt ist vor allem der Wunsch etwas besser zu verstehen, zu lernen und meine persönlichen Erfahrungen zu visualisieren.
Nach der anfänglichen Idee, bzw. Inspiration, folgt meist ein längere Rechercheprozess. Eigentlich fühle ich mich selten inspiriert – meistens sind es Fragestellungen, die mich motivieren mich tiefgehender mit etwas zu beschäftigen. Diese Ausgangsfragen sind meine Inspiration.
Die Leute, die du fotografierst, stehen gefühlt auf einer Bühne. Wie machst du das? Ist es die Technik? Sind es die Themen?
In meinen freien Arbeiten interessiere ich mich für Menschen, die sich aufgrund von Tradition und Geschichte in eine Rolle begeben.
„Ihre Umgebung sehe ich als eine Art Bühne, auf der sie sich bewegen.“
Deshalb achte ich auf eine bestimmte Distanz und eine klare Komposition. Dadurch entsteht für mich ein spannendes Verhältnis zwischen Personen und Umgebung. Auf analogem Mittelformat zu fotografieren kann dabei sehr hilfreich sein. Auch bei Portraits, spielt für mich die Umgebung immer eine entscheidende Rolle.
Hast du eine Lieblingskamera oder Film?
Ich habe nicht wirklich eine Lieblingskamera, aber zurzeit fotografiere ich mit einer FujiGW670III, womit ich sehr zufrieden bin.
Welchen Einfluss hat die Technik auf deine Arbeit, wenn du analog fotografierst?
Die entschleunigte Arbeitsweise und die technischen Limitierungen führen bei mir zu einer konsequenteren Bildsprache. Ich komponiere bewusster und nehme mir mehr Zeit das eigentliche Motiv zu finden. Ich suche nur nach Motiven, die innerhalb dieser Limitierungen möglich sind. Vieles anderes fällt dadurch weg – aber dies sollte man als Vorteil und nicht als Nachteil betrachten.
Hast du eine Routine, die dich beim Fotografieren begleitet?
Jede Situation ist anders, aber über die Zeit habe ich mir angewöhnt deutlich weniger zu fotografieren. Ich benötige meistens nur ein Bild aus einer Situation, weshalb ich mir mehr Zeit nehme und nicht einfach drauf los fotografiere. Ich habe immer im Hinterkopf wie die anderen Bilder aus der Strecke aussehen, damit sich auch das nächste Bild darin einreiht. Irgendwann macht man das intuitiv, aber ich musste mich erst dazu zwingen langsamer und bewusster zu arbeiten. Analog zu fotografieren hat dabei auf jeden Fall geholfen.
Du fotografierst analog in einer digitalen Zeit – warum?
Vor allem wegen der Arbeitsweise. Mehrere Tage unterwegs zu sein, ohne die Fotos direkt sehen zu können kann sehr befreiend sein. Ich glaube ich bin dadurch viel fokussierter. Für mich ist der ganze Prozess auch entlohnender. Die Filme vom Labor abzuholen und später an einem Trommelscanner zu sitzen, gibt mir viel mehr als der digitale Prozess.
„Ich freue mich deutlich mehr über ein gelungenes Foto. Auch, dass Film schon einen bestimmten Look mit sich bringt, gefällt mir. Der Ausgangspunkt nach einem Trommelscan sieht einfach schon viel ansprechender aus als RAW Dateien.“