Marina Hoppmann
In ihren Arbeiten spürt man eine kraftvolle, emotionale und spirituelle Verbindung zu Frauen. Sie nutzt persönliche Erfahrungen als Inspiration und Motivation. Genau das macht ihre Fotografien so besonders.
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Ich habe schon immer sehr gerne fotografiert. Früher vor allem meine Freundinnen. Im Studium wurde die Fotografie dann zu einem Medium mit dem es mir leicht fiel meine Ideen in eine visuelle Form zu bringen. Und auch wenn ich immer wieder Abstand von der Fotografie genommen habe, bin ich doch wieder zu ihr zurück gekommen.
Vor allem in den letzten Jahren ist das Fotografieren für mich zu einer Art Hilfsmittel geworden, das mir ermöglicht mich mit Themen auseinanderzusetzen, die mir wichtig sind und diese auch für andere sichtbar zu machen.
Hast du eine Lieblings-Kamera?
Die eine Lieblings-Kamera habe ich nicht wirklich. Ich würde sagen, ich passe die Kamera an die Situation, in der ich fotografiere, an. Für meine persönlichen Projekte nutze ich die Mamiya RZ. Ich liebe es total durch den Sucher zu gucken und dass sie so mechanisch und manuell ist. Für Auftragsarbeiten nutze ich oft meine Pentax 645N II.
Why on film?
Es limitiert und entschleunigt mich. In dieser ganzen Bilderflut, die uns umgibt, beruhigt mich die Begrenzung durch Film. Es gibt natürlich immer mal wieder Momente, in denen ich mir eine größere Bildauswahl wünsche oder Bilder falsch belichtet sind. Trotzdem hat das analoge Bild für mich einen andere Wertigkeit.
Welchen Einfluss hat die Technik auf deine Arbeit?
Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Lichttechnik. Oft nervt und verunsichert es mich, wenn ich Licht nicht genau so setzten kann, wie ich mir das vorstelle. Dann denke ich, ich würde gerne nur mit Tageslicht arbeiten oder hätte gerne ein*e Lichtassistent*in der*die mir das Licht setzt. Das geht natürlich nicht immer.
Deshalb habe ich den Ansporn und die Neugier mir Technikwissen anzueignen und probiere viel aus. Ich glaube, das braucht einfach Erfahrung und Zeit.
„Seitdem ich viel an persönlichen Projekten arbeite, ist die Technik aber auch in den Hintergrund gerückt. Klar will ich, dass meine Bilder technisch gut umgesetzt sind, aber mir sind die Begegnungen mit den Menschen, die ich porträtiere und die Emotionen, die ich mit meinen Bildern ausdrücken will, wichtiger.“
Woher kommt deine Motivation überwiegend mit weiblichen Protagonist*innen zu arbeiten?
Ich spüre zu Frauen eine kraftvolle, emotionale und spirituelle Verbindung. Meine Mutter ist gestorben als ich 17 Jahre alt war und ich glaube, dass ich diesen Verlust, aber auch diese starke Verbindung die ich zu ihr hatte, in meinen Bildern verarbeite.
Meine Freundinnen waren damals und sind auch heute noch mein größter Halt.
„Die emotionale und körperliche Verbindung unter Frauen und die Kraft die von ihnen ausgeht, trotz der patriarchalen Strukturen in denen wir leben, bewundere ich sehr. Ich glaube diese persönlichen Erfahrungen und Beziehungen zu Frauen in meinem Leben sind meine größte Inspiration und Motivation.“
Wie wichtig ist dir die Vorbereitung eines Shootings?
Umso mehr ich im Vorhinein planen kann, desto sicherer fühle ich mich. Ich habe tatsächlich sehr häufig das fertige Foto schon in meinem Kopf. Was einerseits gut ist, mich manchmal aber auch einschränkt und während des Fotografierens nicht wirklich Raum zum experimentieren lässt. Deshalb versuche ich immer häufiger die Personen, die ich porträtiere nach eigenen Ideen oder Vorstellungen von ihrer Darstellung zu fragen und das Foto gemeinsam zu entwickeln.
Das „Mothers and Daughters“ Projekt ist eine intensive Kooperation mit den Protagonist*innen. Ist die enge Zusammenarbeit inspirierend?
Vor allem beruhigt es mich. Ich weiß, dass ich mich auf unsere Verbindung verlassen kann. Dass unser Austausch ein großer Teil des Projekts ist — vielleicht sogar wichtiger als das Foto selbst. Das nimmt mir den Druck ein perfektes Portrait machen zu müssen. Außerdem ist mir total wichtig die Gefühle, die der frühe Verlust der Mutter mit sich bringt, sichtbar zu machen. Ich möchte vor allem für anhaltende und sich verändernde Trauer Sensibilität schaffen und glaube, dass die Notizen mehr Zugang und Tiefe schaffen können.
Welche Rolle spielt deine persönliche Geschichte für die Konzeption deiner Projekte?
Für mich war es ein ganz natürlicher Prozess mich selbst auch für mein Mothers and Daughters Projekt zu porträtieren. So blicke ich nicht nur von aussen auf eine Gruppe, sondern bin selbst Teil von ihr. Nicht nur meine Protagonistinnen zeigen ihre Verletzlichkeit – ich tue das auch. Ich glaube, das schafft Vertrauen und durch die geteilte Erfahrung, fällt es womöglich leichter Teil meines Projektes zu sein.